Das Objekt
Birgit und Mathias Mahnke schaffen auf dem 7.000 qm Gelände der ehemaligen Nudelfabrik mit 12.000 qm Geschossfläche sowie weiteren 4.000 qm Geschossfläche der ehemaligen Poliklinik gleich nebenan einen Ort für bildende Künste und Virtual Reality (VR). Sie erwecken das Gelände mit Industriecharme zu neuem Leben. Bereits jetzt werden vielseitige Nutzungskonzepte auf ca. 1000 qm vollständig sanierter Räume umgesetzt. Es existiert eine Hausmeisterwohnung, Flächen zur kreativen Nutzung und ein 92 qm großes Loft (öffentlich angeboten, ermöglicht Touristik, ist aber gezielt für ProtagonistInnen). Weitere Übernachtungsräume mit gemeinschaftlich genutzter Küche und Bad im urbanen Stil können günstig von KünstlerInnen angemietet werden.
Neben den komplett sanierten Bereichen sind unsanierte und teilsanierte Räume (ohne Heizung zur Sommernutzung) vorhanden. Das Herz der „Nudel“, wie das Gebäude im Volksmund genannt wird - ist neben dem Co-Working Space der 280 qm große Ausstellungsraum, welcher als Verbindung zwischen physischer und virtueller Installation genutzt wird. Zahlreiche Virtual Reality- (VR), KünstlerInnen haben hier bereits ihre Werke ausgestellt. In dieser neuen Kunstform tauchen die Teilnehmer mit Hilfe von Brillen bzw. mobilen Endgeräten in eine digitale 3D Welt ein und können dort Installationen und Aktionen bewundern, aktiv teilhaben und virtuell lernen. Ein 250m qm großer Showroom kann mit Hilfe von bis zu 9 VR-Brillen einzeln und gemeinsam als Gruppenerlebnis genutzt werden. Ein dritter Bereich mit derzeit 250 qm Fläche (Ausbau bis 1.500 qm in mehreren Räumen möglich) befindet sich unter dem Dach der Nudel. Ein Holodeck ist in Kooperation mit der Berliner Firma Illusion Walk als virtueller Raum entstanden und wurde unlängst in Betrieb genommen. Ein VR-Ausbildungszentrum für Feuerwehr- und Rettungskräfte ist bereits am Start und entwickelt derzeit Schulungsszenarien. Mit der Illusion Walk Technologie des Holodecks können eine große Anzahl Personen in Echtzeit interagieren und Situationen extrem realistisch nachgespielt werden. Dies geschieht mit Hilfe von Rucksäcken, Brillen und Servern. Das Holodeck soll zukünftig als Entwicklungsumgebung auch für andere Technologie-basierte Konzepte genutzt werden. Der 230 qm große Co-Working-Space dient als Schnittstelle zwischen den AkteurInnen und Projekten vor Ort. In der Nudelfabrik sollen ein Makerspace als auch Konzepte im Bereich Motion Capturing für VR EntrepreneurInnen entwickelt und realisiert werden. Dabei bringen bildende KünstlerInnen und Gäste eigene Projekte, viel Engagement und Initiative in das Projekt ein.
Die Lage
Im Norden von Zeitz liegt die alte Nudelfabrik. In einem Stadtteil umringt von zahlreichen (ehemaligen) Fabriken und Industriebauten, wie der ZGG Zeitzer Guss oder Alte Zetti Schokoladenfabrik, liegt “Die Nudel”. Der rund 500 m entfernte Bahnhof und nahe gelegene Bushaltestellen ermöglichen eine gute Verkehrsanbindung. Zahlreiche Einkaufsmöglichkeiten sowie Berufsbildungszentren befinden sich ebenfalls in direkter Umgebung.
Der Ort
1909 errichtete Max Emmerling in der Paul-Roland-Str. 7 eine Fabrik zur Herstellung von Zwieback und Teigwaren. Unter der Marke “Elite” vertrieb er die produzierten Teigwaren. Schnell nannten die Zeitzer das Gelände nur noch “die Nudel”. Birgit & Mathias Mahnke stießen auf der Suche nach Ausweichmöglichkeiten für KünstlerInnen zufällig auf die Nudel und erweckten diese seit 2017 zu neuem Leben.
Die Menschen
In der Nudel treffen unterschiedliche Personengruppen aufeinander. Hier hat jede Person Platz für sich: zum Übernachten, zum Arbeiten und Ausstellen von virtueller und bildender Kunst. Der romantische halb vom Gebäude umschlossene Innenhof liefert Möglichkeiten zur Kommunikation und Vernetzung. So ist die Nudelfabrik bereits deutschlandweit mit Universitäten, Unternehmen (vor allem im Bereich VR/Medien) und KünstlerInnen vernetzt. Das Gelände ermöglicht Seminare, Konferenzen und Meetings. Daneben bietet die Nudel Bildungspotenziale für Schülergruppen: zum VR Friday werden in der Nudelfabrik Führungen, Kurzvorträge, Experimente und Präsentationen angeboten. Gemeinsames Beisammensein und Essen bzw. Grillen am Abend runden die Veranstaltungen ab.
Leben und Arbeiten vor Ort
Die Nutzung der alten Nudelfabrik ist sehr breit aufgefächert: von 2-Stunden bis dauerhafter Einmietung bietet sie KünstlerInnen Raum für virtuelle Installationen. Dank Übernachtungsmöglichkeiten und Co-Working-Space können Arbeiten und Leben in der Nudel vereinbart werden. Das Residency Konzept bietet VR-KünstlerInnen kurz- und langfristig großflächige virtuelle Räume für ihre Installationen. Zukünftig sollen regelmäßig KünstlerInnen mit AR/VR Projekten in die Nudel einziehen. Dabei werden nicht nur große AkteurInnen angesprochen. EinsteigerInnen - auch in nahen Feldern wie IT oder Programmierung - sind in der Nudelfabrik ebenfalls willkommen. Perspektivisch sollen Mieter und Projekte natürlich auch einen Teil zur Rendite beitragen.
Zukunft vor Ort
Die Nudelfabrik steht bereits für vielerlei kurzfristige Nutzungen und verschiedene Projekte im VR/AR als Raum zur Verfügung. Zukünftig sollen regelmäßig KünstlerInnen den ShowRoom nutzen. Der Ort soll gerade VR-Firmen oder KünstlerInnen dienen, die mehr Platz benötigen und virtuelle Räume sowie interaktive Installationen ermöglichen. Perspektivisch soll das Projekt mit den Gebäuden der Zitza-Fabrik erweitert werden.
Nachhaltig und Vernetzt vor Ort
Eigene Projekte, Gäste und KünstlerInnen bringen viel Engagement und Initiative in das Projekt ein. Die Nudel dient als Arbeits- und Lebensraum für VR Firmen, bildende KünstlerInnen im VR/AR-Bereich sowie als Bildungsstätte.
Gut vernetzt sind bereits zahlreiche Projekte geplant oder in Umsetzung, wie z.B. ein VR-Fortbildungszentrum für Feuerwehr- und Rettungskräfte. Auf bis zu 1.500 qm sollen umfangreiche Übungsszenarien realisiert und die Bedeutung von Zeitz in der Region gesteigert werden.
Besonderheit
Die Nudel wird niedrigschwellig saniert, das Objekt wird so schrittweise wieder zu neuem Glanz gebracht. Dies ermöglicht eine ressourcen- und kostensparende Wiederherrichtung und eine Teilnutzung der bereits fertiggestellten Räumlichkeiten.
Herausforderungen
Zeitz muss als Standort erst geprägt und verteidigt werden - Konzepte wie dieses sind allerdings auch nur an solchen Standorten möglich, wo genug Raum vorhanden und die Einstiegskosten niedrig sind. Generell besteht auch bei diesem Projekt eine große Herausforderung im Umgang mit den Behördenschablonen, welche nicht immer passen. Dennoch ist die Zusammenarbeit mit der Stadt Zeitz und anderen Behörden und Instituten wie der Handwerkskammer eng und vertrauensvoll.